Geschäftsbericht 2023-24
Freiburger Wirtschaft
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Abkühlung bei den Unternehmen der HIKF im Jahr 2023 – Seitwärtsentwicklung im Jahr 2024
Die Freiburger Wirtschaft kühlte sich im Jahr 2023 ab, insbesondere in bestimmten Industriesektoren wie Metall und Maschinen, aber auch im Handel. Auf den ersten Blick ist die Abkühlung, die sich aus der Konjunkturumfrage der HIKF vom Frühjahr 2024 herauslesen lässt, nicht ausgeprägt: 47 % der HIKF-Mitgliedsunternehmen verzeichneten im vergangenen Jahr eine Erhöhung ihres Umsatzes, gegenüber 50 % im Vorjahr. Deutlicher manifestiert sich die Abkühlung der Geschäftstätigkeit jedoch bei der Performance: Der Anteil von Unternehmen, die ein hohes Umsatzwachstum (über 16 % Anstieg) verzeichneten, sank auf 6 % (gegenüber 14 % vor zwölf Monaten).
Der 2022 noch sehr solide Dienstleistungsbereich wurde letztendlich ebenfalls von der sich abflachenden wirtschaftlichen Dynamik eingeholt, was sich sowohl in den Verkäufen als auch in den Gewinnen niederschlug. Im Jahr 2023 vermeldeten nur noch 39 % der Dienstleistungsunternehmen Rentabilitätssteigerungen, zwölf Monate zuvor waren es noch 42 % gewesen. In der Industrie und in der Baubranche ist die Situation umgekehrt: 39 % der befragten Unternehmen vermochten ihre Gewinne zu steigern (gegenüber 28 % im Jahr 2022). Dies lässt sich in erster Linie mit sinkenden Rohstoffpreisen und der Rückkehr zu normal funktionierenden Lieferketten in den meisten Branchen zurückführen. Zu beachten gilt es allerdings, dass ein Drittel der Unternehmen aus dem Sekundärsektor wie schon im Vorjahr auch 2023 einen Rückgang der Rentabilität verzeichnet, wobei fast jedes zehnte Unternehmen mit Einbussen von mehr als 16 % zu kämpfen hat.
Zusammenfassend erwies sich das Jahr 2023 als durchzogen. Es gab Branchen, die sich in einer Rezession befanden, aber auch Sektoren wie etwa das Baugewerbe, die weiterhin gute Ergebnisse erzielten. Dasselbe lässt sich auch vom Finanzsektor sagen, der von höheren Zinssätzen gestützt wurde. Alles in allem blieb das Geschäftsjahr hinter den Erwartungen eines guten Teils der HIKF-Mitglieder zurück.
2024 dürfte sich nur geringfügig vom Vorjahr unterscheiden; es ist weder ein Auf- noch ein Abschwung zu erwarten. 47 % der Freiburger Unternehmen rechnen mit einer Umsatzsteigerung, die meisten davon prognostizieren einen bescheidenen Zuwachs. 41 % rechnen mit stagnierenden Umsätzen. Die Industrie gibt sich dabei zurückhaltender als der Dienstleistungssektor.
Die Beschäftigung kennt nur eine Richtung: nach oben
Die Beschäftigung entwickelt sich bei den HIKF-Mitgliedern weiterhin gegen den Konjunkturtrend: 28 % der Unternehmen planen, ihre Belegschaft in diesem Jahr zu erhöhen, während nur 7 % Kürzungen vorsehen, die restlichen 66 % rechnen mit stabilen Mitarbeiterzahlen. Der Arbeitsmarkt bleibt insgesamt angespannt. Zu beachten ist allerdings, dass der Stellenabbau im Sekundärbereich (von 9 % der Unternehmen geplant) höher ausfallen dürfte als im Tertiärbereich (5 %).
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Investitionen: Die Verlangsamung setzt sich fort
Wie schon im Vorjahr verlangsamen sich die Investitionen auch 2024. Der Anteil der Unternehmen, die höhere Investitionsbeträge als im Vorjahr ankündigen, sinkt auf 22 % (gegenüber 27 % im Frühjahr 2023 und sogar 30 % im Jahr 2022). Es gibt jetzt mehr Unternehmen, die ihre Investitionen zurückfahren, als solche, die sie erhöhen, und zwar sowohl in der Industrie als auch im Dienstleistungssektor. Als Hauptgründe für diese Entwicklung sind der Konjunkturabschwung, die schwachen Konjunkturaussichten und eine niedrigere Rentabilität in einem Drittel der Industrieunternehmen zu nennen.
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Die Rekrutierung bereitet Sorgen
Die HIKF-Mitgliedsunternehmen machen sich 2024 vor allem in zwei Bereichen Sorgen: einerseits wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Situation, andererseits wegen der Rekrutierungsschwierigkeiten. Beide Bereiche werden von jedem zweiten Unternehmen genannt. Betrachtet man ausschliesslich Industrie- und Bauunternehmen, stehen die Einstellungsprobleme sogar an erster Stelle (von 57 % der Unternehmen in diesen Branchen erwähnt), und dies, obwohl die Unvorhersehbarkeit der Wirtschaft mittlerweile ein sehr hohes Ausmass erreicht hat.
An zweiter Stelle der grösseren Unternehmenssorgen steht die Konkurrenz (24 %). Folgende weitere Sorgen werden aufgeführt (in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit): die Überregulierung (3. Platz), die auch bei Dienstleistungsunternehmen häufiger genannt wird, die Suche nach neuen Kunden (4. Platz), dann Fragen der Cybersicherheit (5. Platz) und Rohstoffpreise (6. Platz). Betrachten wir ausschliesslich den Sekundärsektor, fällt auf, dass die Frankenstärke an fünfter Stelle der Sorgen steht, unmittelbar nach den Rohstoffkosten.
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Work-/Life-Balance
Vor dem Hintergrund des aktuellen Fachkräftemangels sehen sich die Unternehmen veranlasst, die Massnahmen zur Mitarbeiterbindung zu verstärken. Mit diesem Ziel vor Augen treffen viele Unternehmen Vorkehrungen in Bezug auf die Arbeitsorganisation, um eine bessere Work-/Life-Balance zu ermöglichen.
Erste Feststellung: Eine sehr grosse Mehrheit der HIKF-Mitgliedsunternehmen (86 %) hat Vorkehrungen in diese Richtung getroffen. Die am weitesten verbreiteten Massnahmen für eine bessere Work-/Life-Balance sind gleitende Arbeitszeiten (in 87 % der Unternehmen möglich), Teilzeit (80 %) und Homeoffice (67 %). Es folgen zusätzliche Urlaubswochen in 32 % der Unternehmen sowie die Möglichkeit von Sabbaticals (26 %).
Etwa jedes achte Unternehmen (12 %) gewährt einen längeren Mutterschaftsurlaub als gesetzlich vorgeschrieben, und 8 % bieten einen Vaterschaftsurlaub, der die seit 2021 geltenden zehn Tage überschreitet. Einen Elternurlaub ermöglichen 6 %, derselbe Prozentsatz von Unternehmen bietet Jobsharing.
Unternehmen, die keine Massnahmen treffen (14 %), erklären ihren Entscheid hauptsächlich damit, dass sie zu klein oder in einem Spezialgebiet tätig sind, das Einschränkungen in Bezug auf die Präsenz mit sich bringt. Ebenfalls erwähnt werden Gründe im Zusammenhang mit Arbeitsabläufen, zum Beispiel in der Produktion oder bezüglich der Organisation.
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Die oben aufgeführten Zahlen stammen aus den Konjunkturumfragen der HIKF. Die letzte wurde im Frühjahr 2024 vom 23. Februar bis 3. April 2024 durchgeführt. An der Umfrage nahmen 537 Unternehmen teil (39 % im Sekundär- und 61 % im Tertiärsektor). Zusammengenommen stellen sie 28’300 Arbeitsstellen zur Verfügung, das entspricht mehr als einem von fünf Arbeitsplätzen in der Privatwirtschaft. Aus der Industrie und der Baubranche sind fast 18’000 Arbeitsplätze vertreten, was 47 % der Belegschaft des gesamten Freiburger Sekundärsektors entspricht.
Die Digitalisierung stärkt die Unternehmen
Ist die Digitalisierung ein Mittel, um dem Personalmangel in den HIKF-Mitgliedsunternehmen entgegenzuwirken? In der Konjunkturumfrage vom Herbst 2023, die bei 441 Unternehmen mit insgesamt rund 26’400 Beschäftigten durchgeführt wurde, antworteten mehr als drei Viertel der Unternehmen auf diese Frage mit nein. In der Industrie und der Baubranche steigt dieser Anteil sogar auf 80 % Prozent. 55 % der Unternehmen im Sekundärsektor und 61 % der Unternehmen im Tertiärsektor sind hingegen der Meinung, dass ihre Investitionen in die Digitalisierung ihre Wettbewerbsposition stärken.
In Bezug auf die neuesten Entwicklungen der künstlichen Intelligenz (KI), d. h. von Tools des Typs ChatGPT, die seit Herbst 2022 in grossem Umfang verfügbar sind, werden diese bereits von 27 % im Alltag verwendet (17 % im Sekundärsektor und 31 % im Dienstleistungssektor). Dieser Anteil wird voraussichtlich innerhalb von zwölf Monaten, also bis Herbst 2024, auf 37 % und innerhalb von drei Jahren auf rund 50 % steigen. Auf der anderen Seite hegen 43 % der antwortenden Unternehmen keine entsprechenden Pläne (der Rest liess die Frage offen). Von den Unternehmen, die heute noch keine KI einsetzen, geben 58 % an, dass ihr Tätigkeitsbereich nicht betroffen sei, 30%, dass ihnen das Wissen über den Bereich fehle, und 25 %, dass ihnen die Zeit fehle.
Bei Unternehmen, die KI nutzen, wird als häufigster Einsatzbereich (59 %) das Marketing (Kundenbeziehungen, Vertrieb) angegeben. 29 % nutzen KI, um Produkte und Dienstleistungen zu digitalisieren, und 27% wenden es für ihre eigene Organisation an (insbesondere Finanzen, HR, Rechnungsstellung).
Es wird erwartet, dass KI nur geringe Auswirkungen auf die Beschäftigung haben wird
Eine überwältigende Mehrheit von 86 % der Unternehmen ist der Meinung, dass KI nicht zu einem Personalabbau führen wird. Nur gerade 10 % erwarten einen Rückgang, ohne nennenswerte Unterschiede zwischen den Tätigkeitsbereichen. Immerhin gehen 19 % der Grossunternehmen davon aus, dass KI zu einem Personalabbau führen wird. Auf die Frage nach der Rolle des Staates in Bezug auf diesen technologischen Durchbruch sprechen sich 80 % der Unternehmen für eine bessere Regulierung aus.
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